Jahrgang 2019-2020
Taizé 2020 (5.-12. Juli) - Persönliche Eindrücke
Jetzt bin ich in Taizé und dies ist mein erster Besuch. Taizé ist ein spiritueller Ort für die christliche Welt. Man kann nur sagen, dass dies ein ökumenisches Zentrum ist. Viele Menschen kommen hierher aus verschiedenen Ländern. Hier gibt es nicht nur einen Dialog mit Gott, sondern auch mit Menschen mit verschiedenen Sprachen.
Der erste Tag war eine Überraschung für mich. Wir haben ein Zimmer bekommen und ich habe nach dem Zimmerschlüssel gesucht – und man sagte mir, dass es keinen Schlüssel gibt. Ich dachte mir, ich könne meine Sachen nicht dort lassen, denn ich könnte etwas verlieren. Nur wenige Tage später wurde mir klar, dass man in Taizé nicht verlieren, sondern nur finden kann.
Die zweite Überraschung war, dass es hier keine Liturgie gibt so wie normalerweise in der Kirche. In Taizé beten wir drei Mal pro Tag und es ist so einfach. Es gibt kurze Lieder und das Lesen aus der Bibel in verschiedenen Sprachen. Ich saß da und wartete auf die Liturgie. Und dann kommt das Schweigen. Es ist etwas wirklich Besonderes. Wir fragen oder fordern immer viel von Gott. Manchmal müssen wir aber einfach nur schweigen und auf die Stille hören, weil Gott weiß, was wir wirklich brauchen, und gibt, was für uns notwendig und nützlich ist.
Die dritte Überraschung war, dass es keine Hierarchie gibt, alle Brüder sind gleich. Und sie dienen nicht nur Gott, sondern auch den Menschen. Ein wahrer Christ kann Gott dienen, indem er einer Person dient. Dies ist der einfachste und wahrste Weg.
In Taizé steht der Mensch zwischen Natur und Gott. Hier erleben wir die schönste Einfachheit. Besonders dankbar bin ich Bruder Richard, der immer bereit war, auf unsere Fragen zu antworten. Ich bin auch Bruder Christopher dankbar; wir hatten ein Gespräch über die armenische und die georgische Kirche.
Ich bin dankbar über die Gelegenheit, nach Taizé kommen; und ich werde zurückkommen.
Eindrücke von: Meri (Armenien)
Das Studienkolleg St. Irenäus in der Corona-Zeit
Diese Corona-Zeit ist sehr ungewöhnlich und wir alle müssen uns an die neue Realität gewöhnen. Während der Pandemie in Deutschland hatten wir, die Stipendiaten, keine Möglichkeit nach Hause zu fahren. Deshalb überlegten wir uns, wie wir diese Zeit im Studienkolleg St. Irenäus sinnvoll verbringen können.
Dr. Oeldemann, seine Kollegen und Mitarbeiter organisierten für uns verschiedene Möglichkeiten der Kommunikation. Wir treffen uns jede Woche in einem Internetforum bzw. auf der Plattform der Universität Paderborn und diskutieren über verschiedene Themen: Traditionen der Osterfeier in der orthodoxen und der katholischen Kirche, Religionsunterricht in Deutschland, St. Irenäus von Lyon, Freikirchen, und jetzt über die sieben Sakramente. Wir Stipendiaten spielen außerdem manchmal im Park Fußball; abends beschäftigen wir uns mit Brettspielen: Domino, Uno, Monopoli. Insgesamt ist es nicht nur ein guter Zeitvertreib, sondern auch eine gute Deutschübung. Unser DSH-Deutschkurs findet übrigens auch gerade in Online-Videkonferenzen statt.
Bericht von: Dzmitry (Belarus)
Ausflug in die Abtei Königsmünster, Meschede
Am Samstag (07.03.) Morgen ist unsere Gruppe nach Meschede gefahren. Unter Führung von Dr. Oeldemann und dem Spiritual des Priesterseminars Christian Städter haben wir einen Ausflug zur Abtei Königsmünster gemacht. Sie ist ein Benediktinerkloster, das relativ jung ist, aber eine reiche und gar nicht einfache Geschichte hat.
Bei unserer Ankunft wurden wir vom für die Jugendarbeit zuständigen Bruder Benedikt willkommen geheißen. Er hat sich während unseres Aufenthalts um unser Wohlbefinden gekümmert und hat mit uns netterweise eine ausführliche Exkursion durch das Kloster gemacht. Dadurch haben wir erfahren, dass es im Jahr 1928 gegründet wurde und mit vielen Herausforderungen konfrontiert war. Von Anfang an war die Bildung der Kinder von Meschede eine der wichtigsten Aufgaben, die die Mönche übernommen haben. Heutzutage wird auf dem Gebiet des Klosters ein Gymnasium mit etwa 700 Schülern betrieben. Noch eine Besonderheit der Abtei ist die Zahl ihrer Mönche, die im Vergleich zu anderen Klöstern sehr hoch ist — mehr als 50 Brüder. Obwohl die Gemeinschaft so groß ist, ist sie nicht reich. Neben der Unterstützung seitens des Erzbistums Paderborn hat sie sowohl ihre eigene Werkstatt als auch einen Laden, eine ökologische Energieerzeugungsanlage und die schon genannte Jugendarbeit.
Im Zentrum des Territoriums erhebt sich ein massives modernes Gebäude — das ist die Kirche. Auf den ersten Blick scheint sie irgendwie unkompliziert, hat nicht so viele Details, aber jedes von ihnen trägt implizit einen symbolischen Baugedanken. Wir waren gesegnet, an verschiedenen Horen in dieser Kirche teilzunehmen, die als wesentliche Zeiten des Tages und Mönchslebens schon in der Benediktsregel festgehalten wurden. In derselben Kirche ist am nächsten Tag, am Sonntag eine wunderbare heilige Messe ein Höhepunkt unserer Reise gewesen, nach der wir, beseelt mit freudenreichen Erinnerungen, nach Hause gekommen sind.
Bericht von: Roman (Ukraine)
Tagung über den Ukraine-Konflikt in München
Von 7. Februar bis 8. Februar 2020 hatten wir die Gelegenheit, die für uns wichtigen Meinungen von verschiedenen Theologen über den Ukraine-Konflikt bzw. die entstehende Teilung in der Orthodoxen Kirche zu hören, sowie neue deutsche Bundesländer zu sehen, München und seine Umgebung zu besuchen.
Am zweiten Tag wurde durch einige Experten auf die Ergebnisse der Konferenz aufmerksam gemacht. Auch wir Stipendiaten tauschten untereinander unsere Meinungen über das aus, was wir gehört hatten. Auf dem Rückweg besuchten wir das Konzentrationslager Dachau, in dem auch der Patriarch der Serbischen Orthodoxen Kirche Gabriel V. festgehalten worden war. Wir alle schätzten die Möglichkeit, nicht nur unser theologisches Wissen während der Konferenz zu verbessern, sondern auch unserer gefallenen Landsleute zu gedenken.
Bericht von: Kostiantyn (Ukraine)
Am 21. November statteten wir im Rahmen unseres Seminars der Paderborner Synagoge einen Besuch ab. Wir trafen uns mit Alexander Kogan, dem Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde Paderborn, der uns viel Interessantes über die Geschichte des Judentums in Paderborn erzählte: Es ging um die alte Synagoge, die sich bis zu ihrer Zerstörung 1938 im Stadtzentrum nahe der Busdorfkirche befand, und um die dort verwendete besondere Torarolle, die von einem katholischen Priester damals vor dem völligen Verbrennen gerettet wurde. Anschließend erklärte er uns die neue Synagoge, die 1959 durch KZ-Rückkehrer in der Pipinstraße errichtet wurde. Der Fernsehsender WDR, der damals über die Eröffnung einen Beitrag gedreht hatte, war jetzt - 60 Jahre später - wieder zu Gast, filmte uns bei unserem Besuch und stellte uns auch ein paar Fragen über unseren persönlichen Eindruck.
Seminar in der Dom-Sakristei
Martinsfeier mit der KHG
Am Dienstag, 5. November wurde nebenan im Priesterseminar extra für uns Stipendiaten ein Gästeabend ausgerichtet. Wir begannen um 18:30 in der modernen Seminar-Kapelle mit der Eucharistiefeier. Regens Msgr. Dr. Michael Menke-Peitzmeyer hielt eine ansprechende und gut verständliche Predigt, in der er die Hoffnung auf eine baldige Einheit der Christenheit ausdrückte und wertschätzende Worte für die Besonderheiten der verschiedenen Konfessionen fand.
Danach gab es eine originelle kurze Vorstellungsrunde, im Zuge derer wir von den Interessen und Hobbys der anderen erfuhren; gefolgt von einem leckeren Abendessen. Schon das Abendessen bot Zeit für interessante Gespräche und Austausch. Dies wurde in der Folge in der "Pinte", in der gemütlichen Bar des Priesterseminars, fortgeführt.
Am Montag, 7. Oktober hatten wir die besondere Gelegenheit, zusammen mit Studierendenpfarrer Dr. Nils Petrat den Paderborner Dom zu erkunden. Wir durften nicht nur auf den Westchor bis zur Orgel, sondern auch noch auf den Westturm bis zu den Glocken hinauf. Wir bestaunten das Grabmal des Fürstbischofs Dietrich von Fürstenberg und gingen danach noch in den Altarraum, in die Sakristei und hinunter in die Krypta zu den Bischofsgräbern.
Bis zur Sperrstunde blieben wir im Dom - und doch haben wir immer noch nicht alles gesehen. Ein Studienjahr lang haben wir Zeit, Weiteres zu entdecken.
Um einander besser kennenzulernen und einfach mal kreativ zu sein, machten wir von 26. bis 27. September 2019 einen Workshop der anderen Art. Wir fuhren ins Landhaus am Heinberg in Warburg, wo bereits zwei Theater-Pädagogen auf uns warteten: Katja und Boris von "Theater A Parte". Zwei Halbtage lang zeigten sie uns, wie man zum Rhythmus der Musik den Körper in Bewegung bringt, welche Möglichkeiten wir mit unserer Stimme haben, wie man ohne Gegenstände pantomimisch nähen, angeln und basteln kann. Besonderen Spaß hatten wir an den Gruppenübungen: als wir miteinander einen sturmgepeitschten Baum darstellten oder uns von sinkenden Booten retten mussten.
Am Donnerstag Abend zündeten wir uns ein Lagerfeuer an, grillten Würstchen und Stockbrot; dazu gab es leckeren Salat und selbstgemachte Sauce. Der Tag fand dann mit interessanten Gesprächen und Gesang seinen Ausklang. Am Freitag nahmen wir uns nach dem Ende des Workshops noch Zeit für einen kleinen Spaziergang im Naturschutzgebiet Rabensberg.
Am 18. September 2019 ging es nach unserem gemeinsamen Morgengebet mit Johannes Oeldemann und Christina Dietl ins LWL-Freilichtmuseum nach Detmold. Bei einem Spaziergang durch das weitläufige Gelände genossen wir die Natur und fühlten uns in die Vergangenheit zurückversetzt. Bis zu 500 Jahre alt sind die Architektur und viele Bauteile der Häuser, die wir hier betrachten und betreten durften. Wir bekamen ein gutes Bild, wie Menschen in Westfalen früher gelebt, gekocht und gearbeitet haben. Sogar die Werkstätte eines Schmieds durften wir besuchen und ihm dabei zusehen, wie er Zangen aus Eisen fertigte.
Im Anschluss ging es weiter zu den Externsteinen. Dort gönnten wir uns zuerst ein Mittagessen. Durch die lange Wartezeit auf das Essen konnten wir danach zwar nicht mehr auf die Steine klettern; wir bewunderten sie aber von der ebenen Erde aus und schossen einige schöne Erinnerungsfotos.
Am 11. September 2019 fuhren wir auf unseren ersten Ausflug, begleitet von Bernadette Bee und Christina Dietl. Unsere erste Station war das koptische Kloster Brenkhausen, wo uns Bischof Anba Damian empfing. Wir versammelten uns in der wunderschön ausgemalten Kirche, die sich die Kopten im ehemaligen Zisterzienserinnen-Kloster eingerichtet haben. Bischof Damian nahm sich Zeit, uns von der Geschichte der koptischen Kirche und von der Entstehung und Bedeutung der Niederlassung in Höxter-Brenkhausen zu erzählen. Nach einer Führung durch die Klosteranlage, geleitet von unserem koptischen Stipendiaten Ramy, wurden wir von Bischof Damian zu einem köstlichen Mittagessen eingeladen.
Um noch rechtzeitig zu unserem Deutsch-Kurs zu kommen, ging es dann schon zurück nach Paderborn.