Jahrgang 2016 -2017
Taizé 2017
Es lohnt sich eine Reise nach Taizé zu machen! Dieses Fazit kann schon vorangestellt werden. Nach einer langen Fahrt kamen wir am Montagabend etwas müde in Taizé an. Was würde uns hier erwarten? Der Großteil von uns war zuvor noch nie in Taizé gewesen. Der erste Eindruck: Ganz schön viele Menschen sind auf dem Gelände unterwegs! Noch schnell die Zimmer bezogen, schon ging es zum Abendgebet in die Kirche. Etwa 2000, meist junge Leute versammeln sich hier dreimal täglich zum gemeinsamen Gebet mit den Brüdern der Communauté. Hier konnten wir auch zum ersten Mal die besondere Stimmung von Taizé erleben: das gemeinsame Gebet in verschiedenen Sprachen, die Taizégesänge und die Zeit der Stille innerhalb des Gottesdienstes. Nach dem Abendgottesdienst blieb ein Teil der Mönche in der Kirche und stand den Besuchern für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.
Schnell gewöhnten wir uns an den Tagesablauf in Taizé: Morgengebet, Frühstück, Bibeleinführung mit einem der Brüder, Mittagsgebet, Mittagessen, nachmittags in kleinen Gruppen Gesprächskreise und abends nach dem Abendessen noch den Abendgottesdienst. Die späteren Stunden nutzten die Meisten für einen Besuch am Oyak, um hier den Abend ausklingen zu lassen. Hier konnte man sich auch gut mit den neu gewonnenen Freunden treffen, die man in Taizé kennengelernt hatte.
Einen freien Nachmittag nutzen wir für einen Besuch in dem nur wenige Kilometer entfernten Cluny. Heute ist es ein Ort mit knapp 5.000 Einwohnern. Dennoch stand hier bis zum Bau des Petersdoms in Rom das größte Gotteshaus der Christenheit. Die 910 gegründete Benediktinerkloster war Anfang des 10. Jahrhunderts Ausgangs- und Mittelpunkt der cluniazensischen Reform. Seine höchste Mitgliederzahl erreichte Cluny zu Beginn des 12. Jahrhunderts mit etwa 400 Mönchen. Heute stehen im Zuge der Französischen Revolution nur noch Teile der ehemaligen Abteikirche. Dennoch kann man bis heute die Ausmaße der Klosterkirche im Stadtbild Clunys erfassen.
Besondere Highlights für unsere Gruppe waren die Gespräche mit Frère Richard und Frère Alois, dem Prior der Gemeinschaft. Frère Richard traf sich mit uns mehrmals und wir konnten viele Fragen stellen und unsere Eindrücke mit ihm teilen. Er ermöglichte uns auch ein Treffen mit anderen orthodoxen Jugendlichen, die zur gleichen Zeit in Taizé waren. Taizé ist eine Oase der Ruhe und des Friedens. Gleichzeitig kann man neue Freunde aus verschiedenen Ländern finden. Taizé ist ein Ort, an dem junge Menschen über ihren Glauben reden können und einen Weg zu Gott eröffnet bekommen können.
Irenäusfest im Studienkolleg
Am 28.06.2017 war es so weit: Aus Anlass des Gedenktages des Heiligen Irenäus feierten wir zum ersten Mal eine göttliche Liturgie in der Kapelle des Studienkollegs. Erzpriester Sergej Ilin von der russisch orthodoxen Gemeinde in Paderborn leitete den Gottesdienst dankens-werterweise. Mitglieder der russisch orthodoxen Gemeinde und einige unserer Studenten bildeten den spontanen Chor für die Liturgie. Zum Evangelium wurde die Internationalität unseres Kollegs nochmal deutlich. Wir hörten die Frohe Botschaft auf Russisch, Serbisch, Rumänisch, Armenisch und Deutsch. Beim anschließenden gemein-samen Mittagessen konnten wir unseren Patron noch ein bisschen weiter feiern.
Ein „Stück vom Himmel“ – Exkursion nach Niederaltaich
Am Samstagmorgen machten wir uns mit zwei Autos auf den Weg ins bayrische Niederalteich. Dort befindet sich die Benediktinerabtei Niederaltaich. Das Besondere hier ist, dass das Kloster zur katholischen Kirche gehört, ein Teil der Mönche aber die religiösen Feste nach dem byzantinischen Ritus feiert. Die Menschen, die das Kloster besuchen, haben die Möglichkeit ein bisschen mehr über die Orthodoxie zu erfahren. Am Samstag begrüßte uns Pater Johannes an St. Nikolaus Kirche. Er beantwortet dort unsere ersten Fragen. Bruder Johannes gehört zu einem der fünf Mönche in der Abtei, die im byzantinischen Ritus feiern. Danach waren wir eingeladen die Vesper mit zu feiern. Bei vielen bleibt der Chor in besonderer Erinnerung: Die Gesänge haben das Herz berührt. „Man konnte sich ein Stück weit wie zu Hause fühlen, durch die gemeinsame Erfahrung der Gottesdienste“, so Silvia Cerlat.
Den Sonntag begannen wir gemeinsam mit der Göttlichen Liturgie. Noch schnell vor dem Mittagessen zeigte uns Bruder Johannes die barocke Basilika, auch ein Besuch im Klosterladen durfte nicht fehlen.
Da Passau nicht weit war und wir das schönste Wetter hatten, machten wir uns am Nachmittag auf den Weg dorthin. Neben dem Dom, mit der größten Orgel der Welt, der schönen Altstadt konnten wir viel bayerisches Volk in Dirndl und Tracht beobachten. Mit einem Eis in der Hand schlenderten wir zum Dreiflüsse-Eck, wo Donau, Inn und Ilz ineinanderfließen. Nachdem wir noch (mehr oder weniger) schnell zur Veste Oberhaus hinaufgefahren waren, um von dort einen wunderschönen Blick auf Passau und die Flüsse zu genießen, mussten wir auch schon wieder die Rückreise nach Niederalteich antreten.
Wer glaubt der 1. Mai sei Tag der Arbeit, der war noch nicht in Bayern! Am Montag wurde das Marien-Hochfest der Schutzfrau Bayerns gefeiert. Eine kleine Mai-Tour zur Donau war vor dem Mittagessen aber noch drin. Jetzt hieß es Abschied nehmen von Niederaltaich und besonders von Pater Johannes, der uns in den letzten Tagen immer wieder begleitet hatte. Er hat unsere vielen Fragen immer offen und ehrlich beantwortet.
Doch nach Paderborn wollten wir noch nicht zurück. Das Wetter war schön und Regensburg lag auf dem Weg! Wir nutzten die Chance und besichtigten die Stadt. Die steinerne Brücke war leider zum größten Teil wegen Renovierungsmaßnahmen eingepackt. Jedoch konnten wir im St. Peter-Dom einen Domwächter überreden uns bis zur Handreliquie des Hl. Johannes Chrysostomos vorzulassen, die normale Besucher nicht aus der Nähe zu sehen bekommen. Und da ein Eis, Sonne und bayerische Städte gut zusammenpassen, konnten die meisten von uns auch hier der Versuchung nicht widerstehen. Jetzt hieß es aber endgültig Abschied nehmen von Bayern und dem guten Wetter, dass uns das ganze verlängerte Wochenende begleitet hatte. Denn kaum waren wir auf der Autobahn, fing es an zu regnen! Müde, aber mit vielen neuen Eindrücken erreichten wir am Abend Paderborn. Insgesamt war es eine tolle und schöne Erfahrung: Es ist egal, in welcher Sprache oder in welchem Ritus wir beten. "Mein Gott war in diesem Singen und Gebet. Wie schön ist diese Mannigfaltigkeit der christlichen Traditionen," fasst Vardan Aslanyan seine Erfahrungen zusammen.
Einweihung der neuen Räume des Studienkollegs St. Irenäus für orthodoxe Stipendiaten
„Ökumene lebt von persönlicher Begegnung.“ Getreu diesem Grundsatz wurden am Donnerstagabend die neuen Räume des Studienkollegs St. Irenäus im Erzbischöflichen Theologenkonvikt Paderborn eingeweiht. Die unmittelbare Nachbarschaft des Wohnheims für orthodoxe Stipendiaten zum Erzbischöflichen Priesterseminar ermöglicht die persönliche Begegnung zwischen katholischen Priesteramtskandidaten und orthodoxen Theologen. Der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Gerhard Feige (Magdebug), der koptisch-orthodoxe Bischof Damian (Höxter) sowie der rumänisch-orthodoxe Bischof Sofian (München) nahmen die Segnung der neuen Räume vor.
Bei der Einweihungsfeier der neuen Räume des Studienkollegs segnete der rumänisch-orthodoxe Bischof Sofian eine eigens von einer rumänischen Nonne für das Studienkolleg geschriebene Ikone des heiligen Irenäus. Der Bischof der Diözese Magdeburg, Bischof Dr. Gerhard Feige, segnete anschließend die Räume. Er ist als Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz für das Stipendienprogramm verantwortlich.
Von den drei Bischöfen wurden die Kapelle und alle Räume des Studienkollegs gesegnet. Er sei dankbar, dass das Studienkolleg St. Irenäus im Erzbischöflichen Theologenkonvikt einen festen Ort gefunden habe, so Direktor Dr. Oeldemann, der das Stipendienprogramms der Deutschen Bischofskonferenz für orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Theologen von Seiten des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik verantwortlich betreut. Der Regens des Erzbischöflichen Priesterseminars, Monsignore Dr. Michael Menke-Peitzmeyer, überbrachte die Grüße und Segenswünsche von Erzbischof Hans-Josef Becker und sagte, dass durch das Studienkolleg St. Irenäus Ökumene mit der orthodoxen Kirche erkennbar Realität werde. „Der Geist Gottes möge weiter hier sein und wirken. Unsere Kirchen sind in guter Weise miteinander verbunden und die Brücken sind stabil und fest“, so Monsignore Dr. Menke-Peitzmeyer.
„Ich bin dankbar, dass das Stipendienprogramms der Deutschen Bischofskonferenz für orthodoxe und orientalisch-orthodoxe Theologen hier in Paderborn stattfinden kann und tatsächlich gelebt wird“, sagte Bischof Dr. Gerhard Feige als Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz. Der „Dialog der Liebe“ und der „Dialog der Wahrheit“ zwischen Katholiken und Orthodoxen müsse weiter geführt werden, um auf dem Weg der Einheit Fortschritte zu machen, so der Oberhirte des Bistums Magdeburg. Der rumänisch-orthodoxe Bischof Sofian rief dazu auf, weiter an der Einheit zu arbeiten. Dafür seien die Begegnung, der Austausch und das Kennenlernen bedeutsam, wie es im Studienkolleg St. Irenäus in vorbildlicher Weise möglich sei. Es komme darauf an, auf die Stimme Gottes zu hören, der Menschen in seinen Dienst rufe und den Weg der Einheit weise. Der koptisch-orthodoxe Bischof Damian drückte seine Freude aus, dass drei Vertreter verschiedener Kirchen eine Kapelle segnen: „Dass ein katholischer Bischof, ein orthodoxer Bischof und ein orientalisch-orthodoxer Bischof die Kapelle im Studienkolleg St. Irenäus segnen, das ist ein wichtiges gemeinsames Werk.“ Die im Studienkolleg ausgebildeten Theologen seien die künftigen Gesprächspartner der verschiedenen Kirchen. „Die Einheit hat Zukunft.“